Erwachende Interessen

"Schon damals habe ich graphisch manifestiert, was ich immer tun wollte: Tiere beobachten, Menschen, Tracht und Uniform erkennen."
(Otto Koenig, in: "Beim Menschen beginnen". Otto Koenig im Gespräch mit Kurt Mündl, 1991, p.28)


Familiärer Hintergrund

 

Otto Martin Lothar Koenig kommt am 23. Oktober 1914 in Wien zur Welt.
Er wächst in einem evangelischen Elternhaus auf. Bereits sein Großvater war der erste Kurator von Klosterneuburg bei Wien, wo sich auch die Wohnstätte der Eltern befindet.
  Otto Koenig am Vorabend seines 1. Geburtstages am 22.10.1915
Foto: Privatarchiv Nachlass Otto Koenig

Der Vater, Otto Martin Julius Koenig, studierte an der Wiener Universität Germanistik, klassische Philologie, Archäologie, Epigrafik und Pädagogik. Schon in der Vorkriegszeit arbeitete er in der Redaktion der Wiener Arbeiter-Zeitung  unter Viktor Adler. 1909 heiratet er Mathilde Hruby; dieser Ehe entstammt als einziges Kind Otto junior.
Otto Koenig als Kind mit seinen Eltern, 1916
Foto: Privatarchiv Nachlass Otto Koenig

Während des I. Weltkriegs wird der Vater an verschiedene Frontschauplätze als Offizier eingezogen und so oft als möglich von seiner Familie besucht. Anfang 1919 erfolgt die kurzfristige Anstellung bei der Dresdner Volkszeitung, dann kehrt die Familie endgültig in das Klosterneuburger Elternhaus zurück. Otto Koenig sen. arbeitet wieder in der Kulturredaktion der Wiener Arbeiter-Zeitung und hält regelmäßig Kurse und Vorträge an den Wiener Volkshochschulen.
  Otto Koenig Mit der Mutter,1914
Foto: Privatarchiv Nachlass Otto Koenig

Kindheit

Den Großteil seiner Kindheit verlebt Otto Koenig in Klosterneuburg bei Wien im Elternhaus, das inmitten eines großen Gartens steht. Schon als vorschulpflichtiges Kind zeigt er brennendes Interesse an Tieren:
mit 5 Jahren bringt er seinen ersten selbstgefangenen Feuersalamander heim, bald darauf eine fast meterlange Ringelnatter.

"Einmal ist mein Vater mit mir in den Wienerwald gegangen, in den sogenannten Rotgraben. Und dort fand ich einen Feuersalamander. Ich nahm ihn mit nach Hause, wo er fortan in einem Gurkenglas leben sollte.....Den Feuersalamander jedenfalls habe ich dann heimlich in seinem Gurkenglas in die Sonne gestellt, denn ich wußte von Eidechsen, daß sie sich gerne sonnen. Als ich aber kurz darauf nach ihm sah, war er tot und vertrocknet. Aus diesem Unglücksfall habe ich eigentlich meine erste ökologische Lehre gezogen, denn ich verstand in diesem Moment: Der Salamander kommt ja nur im feuchten Wienerwald vor, während sich die wirklichen Eidechsen in durchsonnten Landschaften tummeln!"
(Otto Koenig, in: "Beim Menschen beginnen". Otto Koenig im Gespräch mit Kurt Mündl, 1991, p.12)

 
Otto 1919 als Fünfjähriger 
Foto: Privatarchiv Nachlass Otto Koenig
  1919 lassen die Eltern eine lebensgroße Porträtsbüste von Otto anfertigen
Foto: Privatarchiv Nachlass Otto Koenig



Neben dem Interesse an der Natur und an Tieren zeigen sich aber schon bald andere charakteristische Neigungen:

"Fest steht, daß ich als Kind nie alleine war, sondern immer in der Gruppe, die ich stets auch anführte, gleichgültig ob nun am Weidlingbach, in der Klosterneuburger Au, im Wienerwald oder im eigenen Garten und Haus, hinauf bis zum Dachboden.....Da waren vor allem alte Kisten von den Eltern, die ich gern heimlich öffnete. Es war ein Paradies für Entdeckungen, denn ich konnte dort alte Zinnfiguren finden und vieles mehr."
(Otto Koenig, in: "Beim Menschen beginnen". Otto Koenig im Gespräch mit Kurt Mündl, 1991, p.16)

Die Lebensinteressen beginnen sich früh abzuzeichnen....
 
Kinderzeichnung 1923, Krampus und Nikolaus
Foto: Privatarchiv Nachlass Otto Koenig
Kinderzeichnung 1927, Entwürfe militärischer Kopfbedeckungen
Foto: Privatarchiv Nachlass Otto Koenig
   
 
Kinderzeichnung 1928, Vorstellung eines eigenen Forschungsinstitutes
Foto: Privatarchiv Nachlass Otto Koenig
 

Jugend

Nach der Volksschule in Klosterneuburg besucht Otto Koenig mehrere Gymnasien, unter anderen das Wasa-Gymnasium im 9. Wiener Gemeindebezirk, wo er sich, zumindest in einigen Fächern, ebenso begabt wie ungebärdig erweist (Betragensnoten zwischen "gut" und "nicht entsprechend").

Eine für den späteren Lebensweg Otto Koenigs entscheidende Rolle spielt aber die Jugendbewegung, welche immer Vorrang vor der Schule hat. 1926, als Zwölfjähriger, gründet Otto Koenig mit gleichaltrigen Freunden die selbsterfundenen "Freiheitspioniere" und führt sie längere Zeit. Danach folgt kontinuierliche Arbeit bei den Roten Falken und ab 1934 bei den Pfadfindern. ("Gruppenführer")
Otto Koenig mit Kameraden, 1924
Foto: Schalkaneder, Privatarchiv Nachlass Otto Koenig

Als 17jähriger beschließt Otto Koenig zum Entsetzen seiner Eltern die als langweilig empfundene Mittelschulzeit zu beenden: er möchte "richtig" fotografieren lernen. Auf das Flehen der Mutter, doch zuerst die Matura zu machen, antwortet er nur:
"Die Matura interessiert mich nicht,....ich werde Tierfotograph, ich gehe neue Wege in der Tierfotographie!"
(Otto Koenig, in: "Beim Menschen beginnen". Otto Koenig im Gespräch mit Kurt Mündl, 1991, p.44)