Ein Lebenswerk
"Aber es sind gar nicht nur die Konzepte und die wissenschaftlichen Werke, sondern es ist der Geist, den er in unsere Herzen gepflanzt hat, der das entscheidende Element in unserem Zusammenwirken darstellte, und der letztlich weit über sein Leben hinaus hoffentlich noch Vieles bewegen wird."
(E. Höger, Landeshauptmannstellvertreter des Landes Niederösterreich, in: Acht Gedenkreden für Otto Koenig, 1993, p.25)
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Alle Fotos: Privatarchiv Nachlass Otto Koenig |
Otto Koenig zeigt schon als Kind lebhaftes Interesse für jene Themen, die sein späteres Lebenswerk bestimmen werden: Tiere und die Natur, Trachten und Uniformen.
Zunächst absolviert er aber eine fotografische Ausbildung, gefolgt von jahrelanger Freilandarbeit im Schilfgürtel des Neusiedlersees, der für ihn zu einer "Schule des Sehens" wird.
1945 gründen er und seine Frau Lilli unter schwierigsten Bedingungen die Biologische Station Wilhelminenberg, um hier Vergleichende Verhaltensforschung im Sinne von Lorenz und Heinroth zu betreiben. 1967 geht aus dieser das Institut für Vergleichende Verhaltensforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften unter der Leitung von Prof. Otto Koenig hervor.
1984 gründet Otto Koenig das Institut für Angewandte Öko-Ethologie.
Die "Wilhelminenberger" werden bald zu einem Begriff. Zu dieser Bekanntheit tragen nicht nur ihre Vorträge und Veröffentlichungen sondern vor allem die Fernsehsendungen bei, die von Otto Koenig und seinen Mitarbeitern von 1956 bis 1992 regelmäßig, zuletzt unter dem Titel Rendezvous mit Tier und Mensch, gestaltet werden.
In seinen Fernsehsendungen warnt Otto Koenig aber auch schon zu Zeiten, als das Wort "Umweltzerstörung" noch kaum im Bewußtsein der Menschen verankert ist, vor deren Gefahren. Angesichts vorausahnender künftiger Natur- und Umweltschutzprobleme vertritt er die Ansicht, bereits zerstörte oder beeinträchtigte Lebensräume notfalls mit technischen Mitteln ökologisch aufzuwerten. Bei notwendigen Eingriffen soll die Biologie bereits in der Planungsphase mitarbeiten und helfen, "Lebensraum aus zweiter Hand" zu schaffen.
Otto Koenig produziert eine Vielzahl an fotografischen und kinematografischen Dokumenten, um im Sinne der Vergleichenden Verhaltensforschung (Ethologie) Bewegungsweisen und -abläufe von Tieren im Gehege und Freiland möglichst verläßlich zu protokollieren. Schon bald bezieht er den Menschen mit seinen Traditionen und Bräuchen in die Studien ein und begründet den Forschungszweig der "Kulturethologie". Ab 1976 veranstaltet er alljährlich die bis heute stattfindenden "Matreier Gespräche für interdisziplinäre Verhaltensforschung" als fächerübergreifende kulturkundliche Tagung.
Am 5. Dezember 1992 erliegt Professor Otto Koenig seinem schweren Krebsleiden.
Er hinterläßt rund 225 Druckwerke (darunter 22 Bücher), eine Vielzahl an popularwissenschaftlichen Veröffentlichungen und 186 wissenschaftliche Filmdokumente; aber vor allem den humanitären Auftrag, statt zur Zerstörung der Natur zu ihrer Heilung beizutragen.
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Alle Fotos: Privatarchiv Nachlass Otto Koenig |
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