Medienpräsenz

"Wie ist es erklärbar, daß er so begeistern kann? Ich glaube, man muß selber in hohem Maß begeisterungsfähig sein, daß man andere zu begeistern vermag. Und diese Begeisterungsfähigkeit ist sicherlich in seinem Leben mitten in der Natur entstanden."
(Ernst Höger, Landeshauptmannstellvertreter des Landes Niederösterreich, in: Acht Gedenkreden für Otto Koenig, p.25)

Die frühe Arbeit in der Volksbildung, zahlreiche wissenschaftliche und popularwissenschaftliche Veröffentlichungen und brilliante Vortragstätigkeit machen Otto Koenig bald zu einer allgemein bekannten Person und sichern seinen Ideen einen großen, wenn auch nicht immer widerspruchslos angenommenen Bekanntheitsgrad. Durch seine eigenen Fernsehsendungen und die Teilnahme an öffentlichen Diskussionsrunden bleibt er einem Millionen-Fernsehpublikum im Gedächtnis.

Vortrag 1988
Foto: Privatarchiv Nachlass Otto Koenig

 

ORF Club 2, Sendung 17.4.1980
Foto: Privatarchiv Nachlass Otto Koenig

 

Wissenschaftler und Volksbildner

Von seinem Vater hatte Otto Koenig schon früh gelernt, daß neben der wissenschaftlichen Arbeit (Publikationen) auch deren popularwissenschaftliche Darstellung und insbesondere die volksbildnerische Vortragstätigkeit für die Verbreitung von Forschungsergebnissen von Bedeutung sind. Bereits 1945 hält er Volkshochschulkurse unter dem Titel "Vom Einzeller zum Menschen". Es folgt eine langjährige volksbildnerische Kurs- und Vortragstätigkeit, in die stets auch die Mitarbeiter der Biologischen Station Wilhelminenberg einbezogen werden.
2 Jahre (1947-1948) geben die Wilhelminenberger eine eigene popularwissenschaftlich ausgerichtete Zeitschrift mit dem Namen "Umwelt" heraus. Selbst gestaltete Hörfunksendungen, Zeitungsartikel, allgemein zugängliche Führungen durch die Station an jedem Samstag und Sonntag sorgen für weitere Medienpräsenz.

"Worauf es mir schon immer ankam, war eine Sprache, die nicht bloß von wenigen Fachspezialisten, sondern gleichzeitig auch von weiten Publikumskreisen verstanden wurde. Mein Ziel war immer interdisziplinäre Ausrichtung. Man darf ja nicht vergessen, daß auch der Wissenschaftler als solcher eine ihm fremde Fakultätsrichtung kaum verstehen kann, wenn der sparteneigene Fachjargon dominiert. Darum ist es mir bis heute ein Anliegen geblieben, wissenschaftliche Arbeiten so zu gestalten, daß sie für jegliches interessierte Publikum lesbar werden. Dennoch muß das vermittelte Wissen mit größtmöglicher Exaktheit dargestellt sein, das ist eine notwendige Bedingung. So kann selbst eine Tiergeschichte, dementsprechend abgehandelt, eine ganze Menge wissenschaftliche Aussagen vermitteln."  (Otto Koenig, in: "Beim Menschen beginnen". Otto Koenig im Gespräch mit Kurt Mündl, pp.82)

Der Kontakt zu Kindern und Jugendlichen war Otto Koenig stets ein besonderes Anliegen
Vortrag in der Hauptschule Schwadorf, 1990
Foto: Privatarchiv Nachlass Otto Koenig

 

Im Fernsehen

 

Ab 1956 gestalten Otto Koenig und die Mitarbeiter der Biologischen Station Wilhelminenberg eine eigene Fernsehsendung zunächst unter dem Namen Wunder der Tierwelt, später Rendezvous mit Tieren, und zuletzt, um dem gesamten Spektrum seiner Ideen Rechnung zu tragen, Rendezvous mit Tier und Mensch.
  Rendezvous mit Tier und Mensch, 1975
Foto: ORF. Privatarchiv Nachlass Otto Koenig

Die Sendung läuft bis 1992 und wird mit 36 Jahren Laufzeit und rund 12 Folgen pro Jahr die älteste gleichbleibende Fernsehsendung im deutschsprachigen Raum. Bei Publikumswertungen erzielt sie Spitzenwerte und Otto Koenigs markante Figur wird für Millionen von Menschen eine vertraute Persönlichkeit.
Otto Koenig und seine Mitarbeiter treten stets in ihrer "Wilhelminenberger Kluft" auf, die zum Erkennungszeichen auch bei allen anderen öffentlichen Auftritten wird und bald in ganz Österreich bekannt ist.
Im Fernsehstudio mit Intendant In der Maur und dem
Regisseur der Sendung Günther Schifter, 1981
Foto: ORF. Privatarchiv Nachlass Otto Koenig

Die Lebendigkeit der 45minütigen Sendung ergibt sich aus ihrem "Life"-Charakter: es werden immer andere Objekte präsentiert und lebende Tiere gezeigt, deren Verhalten nie vollständig abschätzbar ist. Durch unerwartete Vorkommnisse und spontane Reaktionen des Teams wird beim Zuseher Spannung und Interesse aufgebaut.

Später wird die Sendung innerhalb eines Nachmittages nach zwei vorhergehenden Probeläufen aufgezeichnet, aber auch dabei wird immer frei gesprochen, kein Text abgelesen oder auswendig gelernt.
  Drehbuch-Anweisungen für eine Folge der TV-Sendung Rendezvous mit Tier und Mensch. Privatarchiv Nachlass Otto Koenig.
Foto: Eberhard 2005

 

Als prominenter "Tierprofessor" wird Otto Koenig über viele Jahrzehnte hinweg Ansprechpartner vieler Ratsuchenden für so gut wie alle Fragen der Tierhaltung und darüber hinaus.
Privatarchiv Nachlass Otto Koenig.
Foto: Eberhard 2005

Nicht alle Leserbriefe sind freundlich formuliert......
Privatarchiv Nachlass Otto Koenig.
Foto: Eberhard 2005

 

Der markante "Tierprofessor" wird in TV-Faschingssendungen parodiert
Fotos: Privatarchiv Nachlass Otto Koenig.

 

Der österreichische Schriftsteller Peter Orthofer charakterisiert die Persönlichkeit Otto Koenig in dem geistreich-amüsanten Buch "Wer ist who in Österreich?"  folgendermaßen:

"Koenig, Otto, Prof., Verhaltensforscher.
Der Koenig vom Wilhelminenberg hält einen Weltrekord: noch nie hat jemand so lange eine Tiersendung im Fernsehen gestaltet wie er. Und solange er nur edle Silberreiher und putzige Waldferkelchen präsentierte, war er der unbestrittene Liebling der Nation. Aber inzwischen beschäftigt sich Prof. Koenig immer mehr mit den Menschen, und eine Menge von denen nehmen das übel. Daß man ihn als Söldling der E-Wirtschaft abstempeln wollte, wird er verkraften. Aber daß man viel zu wenig auf seine Erfahrungen und Erkenntnisse hört, mag ihn doch wurmen. Ein österreichisches Schicksal. Warum sagt er auch unbequeme Wahrheiten? Und wenn er die Katastrophe der Gegenwart im Wirtschaftswachstum und der Selbstverwirklichung erblickt, stößt er gleich Konservative und Progressive vor den Kopf. Das ist Selbstmord. Man muß wenigstens einer Partei angehören, auch wenn´s die falsche ist! Aber der Mann mit dem weißen Löwenhaupt will partout mit diesem durch die Wand. Das Wirtschaftswachstum ist für ihn der größte Unfug, der bisher propagiert wurde. Dafür werden ihm der Kienzl und der Benya die Axt geben. Und wenn er meint, man dürfe ein soziales Wesen nicht sich selbst verwirklichen lassen, dann wird er von den Biotopstars der linken Szene bald feuchte Umschläge bekommen. Gerade weil alles richtig ist, was er sagt, findet er so wenig Gehör. Es stimmt eben nicht, daß es aus dem Wald zurückschallt, wie man hineinruft. Der Wald ist krank, und das hat sich anscheinend auch schon auf die Stimme geschlagen. Er wird sich hoffentlich nicht entmutigen lassen. Wenn unser Land je einen Monarchen gebraucht hat, dann heute - den Koenig vom Wilhelminenberg."

(nach: "Beim Menschen beginnen."  Otto Koenig im Gespräch mit Kurt Mündl, 1991, pp.172)