Frühe Zeit

"Der Beruf, den ich ausüben möchte, existiert noch nicht, den muß ich mir erst selbst erfinden".
(Otto Koenig, in: "Beim Menschen beginnen". Otto Koenig im Gespräch mit Kurt Mündl, 1991, p.42)

Auf eigenen Wunsch besucht Otto Koenig die 3jährige Graphische Lehr- und Versuchsanstalt, Fachrichtung Fotografie, die er erfolgreich abschließt. Die Matura sollte er später noch nachholen, ebenso ein 18 semestriges Studium einer Reihe geisteswissenschaftlicher Fächer.
Prägend für seine spätere Berufslaufbahn wird die intensive Erkundung des Rohrwaldes des Neusiedlersees mit seiner damals noch wenig erforschten Flora und Fauna. Selbst während des fünfjährigen Militärdienstes schafft es Otto Koenig, seine Studien im Schilfgürtel wenigstens zeitweise fortzusetzen.
In dieser Lebensphase findet Otto Koenig aber nicht nur die Berufsidee sondern auch die Frau fürs Leben.


Neusiedlersee

Bereits als 14jähriger lernt Otto Koenig bei einem Ausflug mit seinen Eltern den Neusiedlersee kennen. Mit einem Freund paddelt er geradewegs in die Schilfzonen hinein und erlebt den Rohrwald hautnah in seiner Schönheit und Seltenheit. Zum ersten Mal sieht er den Silberreiher und die Große Rohrdommel nicht nur als Abbildungen eines Tierbuches und ahnt, daß dieses Leben in der Wildnis sein Weg werden könnte.
Ab 1932 zeltelt er den Sommer über regelmäßig im Dickicht des Rohrwaldes, mitten unter Rallen, Rohrsängern, Wasserratten, Spitzmäusen und Reihern.....
Otto Koenig am Neusiedlersee, 1934
Foto: Privatarchiv Nachlass Otto Koenig

Am Neusiedlersee 1946
Foto: Privatarchiv Nachlass Otto Koenig

 

Die an der "Graphischen" erworbenen Kenntnisse im professionellen Fotografieren und Filmen kann Otto Koenig erfolgreich einsetzen.
Am Neusiedlersee findet er ideale Bedingungen für seine Untersuchungen vor: in den Jahren 1936/37 beginnt der Wasserspiegel merklich anzusteigen, was einen rapiden Zuwachs an Löffler- und Silberreiher-Kolonien zur Folge hat.
Löffler-Paar
Foto: aus Otto Koenig, Das Buch vom Neusiedlersee, 1968, p.133

Kontinuierlich vollzieht Otto Koenig nun den Weg vom "Nur"-Fotografen zur gezielten, detaillierten Tierbeobachtung. 1939 publiziert er das Buch Wunderland der wilden Vögel, 1952 erscheint die erste grundlegende Arbeit der Öko-Ethologie im deutschsprachigen Raum Ökologie und Verhalten der Vögel des Neusiedlersee-Schilfgürtels.
Silberreiher
Foto: aus Otto Koenig, Das Buch vom Neusiedlersee, 1968, p.208

Die ersten Forschungen am Neusiedlersee gestalten sich noch unter schwierigen Bedingungen:
Man fährt bis Schwechat mit der Wiener Straßenbahn und marschiert von dort, beladen mit allen Ausrüstungsgegenständen, zu Fuß an den See. Während der Freilandarbeit sind Polenta, "Levkar" (Schneidemarmelade), Brot und Seewasser die Hauptnahrungsmittel. Es fehlen wasserdichte Stiefel, die unerschwinglich sind, ebenso ein Kompassgerät zur sicheren Orientierung im hohen Rohrwald. Aber es mangelt nicht an Begeisterung, die Otto Koenig und seine um ihn gescharten Kameraden, meist Pfadfinderkollegen, mitbringen.


"Gruppenführer"

"Otto Koenig hatte ein feines Gespür für das Wechselspiel von Tradition und Innovation, für die geheimnisvolle Macht von Ritualen und Symbolen. Die Erkenntnisse der Pfadfinderei erschienen ihm wesentlich genug, um sie in seinen Arbeitsstil und dessen Erscheinungsbild einzubinden. Er agierte stets als Führer einer überschaubaren, im Team arbeitenden Gruppe. Er nutzte eine der Wirkungen gemeinsamer Kleidung, nämlich die Demonstration der Zusammengehörigkeit, als gruppenbindendes Mittel. Es ist keineswegs ein Zufall, daß das "Wilhelminenberg-Hemd" große Ähnlichkeiten mit dem Pfadfinderhemd aufweist."
(J. Frisch-Wurth, Bundesfeldmeisterin des Österreichischen Pfadfinderbundes, in: Acht Gedenkreden für Otto Koenig, 1993, p.16f.)
Der Pfadfinder Otto Koenig, 1953 Foto: Privatarchiv Nachlass Otto Koenig

Der Pfadfinder Otto Koenig, 1953
Foto: Privatarchiv Nachlass Otto Koenig

Der "Gruppenführer" Otto Koenig zeigt schon früh seine Talent, einen Kreis Gleichgesinnter um sich zu scharen und zu begeistern. Bereits in den 1930er Jahren führt er zunächst die Roten Falken, später eine Pfadfinder-Gruppe, die er auch noch nach 1938 trotz Verbots während der Hitlerzeit weiterleitet. 1945 gehört er zu den Ersten, die die Pfadfinderarbeit wieder aufnehmen. Er leitet die Roverarbeit im Österreichischen Pfadfinderbund, die er radikal reformiert; ebenso initiiert er neue zeitgemäße Schulungsmethoden, wie etwa die pädagogischen Führerseminare an der Volkshochschule Wien-Ottakring.
Viele Pfadfinder-Kollegen werden auch die ersten Mitarbeiter der Biologischen Station Wilhelminenberg.

"Selbst wenn ich ein Institut leite, bin ich nicht "Kommandant" oder etwas Ähnliches, sondern bin Mitarbeiter genau wie alle anderen, ohne natürlich dabei auf die Funktion des "Rudelführers" zu verzichten, denn das war ich schon seit Volksschulzeiten überall."
(Otto Koenig, in: "Beim Menschen beginnen". Otto Koenig im Gespräch mit Kurt Mündl, 1991, p.46)


Heirat

 

"Es war eine Liebe allein für zwei. Schöner als alles, was vorher war. Ein Leben ohne Trennung. Ein Leben für einen, der aus Zweien bestand. Es ist alles geblieben, wie es am ersten Tag gewesen ist, nur fester, inniger, herzlicher, unlösbar verschweißt.....Ich will leben! Mit Lilli, für Lilli."
(Otto Koenig in einem Brief an Prof. Max Liedtke vom 11.November 1992, knapp vor seinem Tode)
Otto und Lilli Koenig, 1979 neben halbseitigem Textblock? Foto: Privatarchiv Nachlass Otto Koenig
 

Otto und Lilli Koenig, 1979
Foto: Privatarchiv Nachlass Otto Koenig

 

1939 lernt Otto Koenig die bereits erfolgreiche Zeichnerin Lilli Frischauf, ebenfalls eine Absolventin der "Graphischen", näher kennen als sie vom Verlag als Illustratorin eines seiner Bücher vorgeschlagen wird. Um ihr seine romantische Welt vorzuführen, lädt er sie zu einer Bootsfahrt auf den Neusiedlersee ein......

Lilli Koenig vor dem Wohnhaus ihrer Eltern, fotografiert von Otto Koenig 1939
Foto: Privatarchiv Nachlass Otto Koenig

 

"....und eines Tages haben wir uns verlobt. Es gab nie eine Verlobungsfeier, das hing mit unserer Einstellung zusammen. Lilli strickte mir Verlobungsfäustlinge zum Schifahren, und ich machte ihr aus Seehundfell einen Verlobungsgürtel mit einer Silberschnalle, die ich selbst ausgeschnitten hatte. Das war handwerklich kein Problem für mich, denn ich war doch Pfadfinder. Das Ganze erinnerte irgendwie an Brauchtümliches bei Eskimos oder Indianern."
(Otto Koenig, in: "Beim Menschen beginnen". Otto Koenig im Gespräch mit Kurt Mündl, 1991, p.49)
Otto und Lilli Koenig am Neusiedlersee, 1945
Foto: Privatarchiv Nachlass Otto Koenig

Mitten in der Kriegszeit (Kriegsjahre) heiraten Otto Koenig und Lilli Frischauf am 8. Mai 1943 in Wien und leben mit Unterbrechungen bis Anfang 1945 in Berlin.
  Lilli Koenig in Klosterneuburg, fotografiert von Otto Koenig 1943
Foto: Privatarchiv Nachlass Otto Koenig

Nach Ende des II. Weltkrieges bauen Otto und Lilli Koenig gemeinsam die Biologische Station Wilhelminenberg auf.

Otto und Lilli Koenig am Wilhelminenberg,1971
Foto: Privatarchiv Nachlass Otto Koenig

Lilli Koenig bleibt bis zu Otto Koenigs Ableben seine Gefährtin und engste Mitarbeiterin.


Lilli Koenig, geb. Frischauf

Lilli Frischauf wird am 7.9.1918 in Vösendorf bei Wien geboren. Gleich ihrem Vater möchte sie zunächst den Lehrerberuf ergreifen, das von Kindheit an ausgeprägte Interesse am Zeichnen und Malen führt aber zu einer Änderung der Laufbahn. Von 1935 - 1939 besucht sie die Wiener Graphische Lehr- und Versuchsanstalt, Fachrichtung Zeichnen. Danach arbeitet sie als freiberufliche Zeichnerin und Buchillustratorin. 1939 lernt sie Otto Koenig näher kennen, 1943 folgt die Heirat.
Lilli Koenig, Passbild 1946
Foto: Privatarchiv Nachlass Otto Koenig

Nach Ende des II. Weltkrieges bauen Otto und Lilli Koenig 1945 gemeinsam die Biologische Station Wilhelminenberg auf. Lilli Koenig wird zur engsten Mitarbeiterin Otto Koenigs, welche alle ihre Fähigkeiten in den Dienst seines Lebenswerkes stellt. Auch nach seinem Tode führt sie dieses bis zu ihrem Ableben im Jahr 1994 weiter. 

Lilli Koenig illustriert viele Publikationen Otto Koenigs und seiner Mitarbeiter.
 
Lilli Koenig zeichnend am Neusiedlersee, 1945
Foto: Privatarchiv Nachlass Otto Koenig
   
Zeichnung Lilli Koenig, Vogel in Schlafstellung
Foto: Privatarchiv Nachlass Otto Koenig
Zeichnung Lilli Koenig
Foto: Privatarchiv Nachlass Otto Koenig

Lilli Koenig wird vor allem durch die Veröffentlichung selbstillustrierter Kinder- und Jugendbücher bekannt, welche in viele Sprachen übersetzt werden. Die für Kinder adaptierten Tiergeschichten beruhen auf von ihr durchgeführten ethologischen Untersuchungen am Wilhelminenberg. So geht etwa das mehrfach ausgezeichnete Jugendbuch Gringolo aus ihrer Studie "Aktionssystem des Siebenschläfers"  hervor.

Kinderbuch
Foto: Eberhard 2005

 

Gringolo in mehreren Sprachen
Foto: Eberhard 2005


1983 wird Lilli Koenig der Berufstitel "Professor" verliehen. Neben weiteren Auszeichnungen erhält sie 1984 das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien und 1991 das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
Lilli Koenig 1956
Foto: Privatarchiv Nachlass Otto Koenig

Kriegsjahre

In der Kriegszeit wird Otto Koenig als ausgebildeter Fotograf zunächst in der Fliegerbildschule Neubiberg bei München, und später in Frankreich, Sizilien und Russland eingesetzt.
  Bild 6 Otto Koenig 1940 in Frankreich
Foto: Privatarchiv Nachlass Otto Koenig

Bild 9 Otto Koenig 1941 in Russland
Foto: Privatarchiv Nachlass Otto Koenig

1943 wird Otto Koenig in Deutschland stationiert und holt seine Frau Lilli (Heirat) zu sich nach Berlin. Im Frühjahr 1945 kehrt er aus der russischen Kriegsgefangenschaft nach Wien zurück.